Dont be evil google

Don’t be evil – es war einmal: Meinung zu Chat-KIs (Bard & Co.)

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Fabian Auler
Zuletzt aktualisiert: 21.12.2024

Don´t be evil – das war einmal der Leitsatz von Google. Im Jahr 2018 wurde er schließlich gänzlich aus dem Verhaltenskodex von Google entfernt. Leider. Denn die aktuelle Lage ist mehr als besorgniserregend.

 

Webmaster, Publisher, SEOs und viele weitere, die gerne Traffic über die Suchmaschine beziehen, sind seit den neuesten Veröffentlichungen von Google ziemlich verärgert.

In einer Präsentation und auf dem Blog hat Google erste Bilder seiner neuen Chat-KI namens Bard vorgestellt. Auch wenn das noch erste Entwürfe und Ideen sind, zeigt sich hier ziemlich eindeutig, wie Google über Webseitenbetreiber denkt. Sie sind eine reine Content-Quelle, an der man sich nach Belieben kostenlos bedienen kann. Und das ohne eine Nennung oder Verlinkung.

Falsche Antwort Brad KI Google
Quelle: https://twitter.com/Google/status/1622710355775393793

Google will damit noch stärker zu einer Antwortmaschine werden und begeht knallharten Content-Diebstahl. Sollten die Entwürfe von Bard so online gehen, dürften viele Websites ordentlich an Traffic einbüßen.

Bard kommt – so könnte die Chat-KI aussehen

Einer der Entwürfe von Bard zeigt, wie das Chat-Programm die Frage „Was ist einfacher zu erlernen? Piano spielen oder Gitarre spielen?“ beantwortet.

https://twitter.com/WittedNote/status/1622694511754477568/photo/1
Quelle: https://twitter.com/WittedNote/status/1622694511754477568/photo/1

Die Antwort in dem gezeigten Screenshot: Bard schreibt, dass „manche“ sagen, dass Piano einfacher zu erlernen sei und „andere“ finden, dass es leichter wäre, Gitarre zu lernen. „Musiklehrer“ empfehlen außerdem eine Stunde am Tag zu üben.

Im Screenshot zeigt sich die böse Seite von Google und dass ihnen die Content-Creater total egal sind. Welche Musiklehrer empfehlen eine Stunde Übung am Tag? Hier wäre eine Verlinkung zu 2-3 Quellen doch ideal. Und wer spricht sich fürs Piano aus und wer für die Gitarre? Auch hier wären Quellen angebracht.

Die stille Vereinbarung, dass Websites Informationen und Suchmaschinen Traffic liefern, wird von Bard sowas von mit Füßen getreten, dass einem dabei schlecht wird. Dankbarkeit für den Content? Fehlanzeige! Es bleibt nur zu hoffen, dass Google diese Version von Bard überarbeiten wird und in Zukunft sinnvoll Quellen zu Websites einbindet.

Bing zeigt, wie es besser geht

Erste Nutzer durften bereits das „neue“ Bing mit der integrierten Chat-KI testen. Der große Unterschied: Hier werden alle Antworten mit entsprechenden Quellen belegt.

Antwort mit Links bei Bing
Quelle: https://mobilesyrup.com/2023/02/11/bing-chat-ai-edge-first-impresisons/

Dennoch: Freudentänze möchte man darüber auch nicht wirklich machen. Schließlich antwortet die KI auch auf komplexere Fragen sehr ausgiebig und ein Klick auf die Quellen wird für viele Nutzer nicht mehr nötig sein. Ebenfalls eine besorgniserregende Entwicklung.

Es war einmal … der Deal zwischen Websites und Suchmaschinen

Einige Webmaster werden künftig sicher darüber nachdenken, ihre Inhalte verstärkt vor Suchmaschinen zu schützen. Wo bleibt die Motivation, guten Content zu erstellen, wenn Suchmaschinen ihn mit ihren KIs klauen und den Autor nicht mehr als Quelle würdigen?

Klar, einfache Fragen, z. B. „Wie alt ist Michael Jordan“ können und sollten Suchmaschinen direkt beantworten können. Aber was ist mit komplexeren Themen? Eine wissenschaftliche Arbeit, ein ausführlicher Guide über neue Technologien – die Erstellung solcher Inhalte ist mit viel Arbeit verbunden. Wenn der Dank in Form von Traffic ausfällt, werden einige Websites wohl umdenken müssen.

Niemals nur auf eine Traffic-Quelle verlassen!

Dieser Leitsatz gilt mehr als je zuvor. Der Traffic wird für viele Websites zurückgehen und einige werden sich nach neuen Quellen umschauen müssen. Welche das sein werden? Newsletter, Social Media, Paid Media und mehr können Abhilfe schaffen. Aber den immensen kostenlosen Traffic über die organische Suche wird kaum einer so schnell ersetzen können.

Werden die „Bösen“ uns retten?

Was haben sich viele wutentbrannt über Artikel 13 und die EU beklagt. Könnte die EU diesmal unsere Rettung sein und die Suchmaschinen zwingen, weiter organischen Traffic zu liefern?
So einfach ist es wohl nicht, wenn man bedenkt, wer da in der EU sitzt – alte weiße Männer, die vom Internet sowas von keinen Plan haben. Bis sich in der Politik etwas bewegt, kann es für viele Websites bereits zu spät sein. Wird die EU trotzdem der letzter Strohhalm für viele Webmaster sein?

Ich habe ChatGPT einfach mal gefragt, ob die EU Google zu organischen Suchergebnissen zwingen kann.

Chat GPT EU und Bard

Die Antwort: Ja, laut ChatGPT könnte die EU z. B. die elektronische Handelsrichtlinie entsprechend verändern und Google und Co. somit einschränken. Es gibt aber kein direktes Gesetz, das einer Suchmaschinen vorschreibt, wie sie ihre Suchergebnisse auszuspielen hat.

Diese Infos sind ohne Gewähr – hoffen wir mal, dass ChatGPT hier Recht hat ;).

Wie ist das Feedback zu Bard bisher?

John Müller hat gefragt, welche Funktionen sich die Menschen von einer KI wünschen. Die Antworten waren ziemlich einheitlich:

John Müller Meinung zu SEO in zwei Jahren
Quelle: https://twitter.com/Farbentour/status/1622881135230435329
Antwort 1 dazu
Quelle: https://twitter.com/LagMarino/status/1622890654056517632
Antwort 2 dazu
Quelle: https://twitter.com/robiplop/status/1622882282452434948

Wir wünschen uns weiterhin organischen Traffic und dass die Informationen von Bard mit Links zu Websites als Quellen belegt werden.

So wie es jetzt aussieht, wird es aber anders kommen. Dass Bard Organic Traffic liefern wird, scheint nicht der Plan zu sein. Das ist desaströs und verantwortungslos von Google.

Wut auf Google

Dass die Vorstellung von Bard alles andere als gut ankam, ließ sich auf Twitter nachverfolgen. Hier beschwerten sich zurecht zahlreiche Nutzer:

Meinung Bard 1
Quelle: https://twitter.com/glenngabe/status/1622672194865176597
Meinung zu Bard 2
Quelle: https://twitter.com/FardunRahman/status/1622681243354816513

Selbst John Müller sieht das Ende gekommen – oder doch nicht?

Etwas merkwürdig waren die Aussagen von John Müller. Auf seine Umfrage, ob SEO in zwei Jahren vorbei sein würde, antworteten die meisten mit einem klaren Nein. Trotzdem wollte John nicht wirklich viel Optimismus für SEOs durchblicken lassen. Im Gegenteil – viele seiner Antworten wirken, als ob er SEO schon abgeschrieben hat. Oder war das einfach nur Sarkasmus?

SEO am Ende laut John - NO
Quelle: https://twitter.com/JohnMu/status/1622990817458634752

Fazit: Die Welt verändert sich

Das Internet ist erst wenige Jahrzehnte alt. Die Veränderungen, die es seither durchlaufen hat, sind beispiellos. Natürlich werden auch weiterhin Neuerungen auf uns zukommen.

Das Internet funktioniert aber nur durch seine zahlreichen Websites und bietet für Menschen auf der ganzen Welt einen Zugang zu freien Wissensquellen und Meinungen. Auch wenn Google sich verändert, kann es wenigstens nicht das komplette Web zerstören – das bekommt höchstens die EU irgendwann hin ;-).

Wenn Google den Websites den kostenlosen Traffic-Hahn abdreht, werden sich viele von der Suchmaschine abwenden und ihre Crawler blockieren. So wahnsinnig wird wohl Google nicht werden – hoffen wir zumindest. Ansonsten gibt es ja noch tolle weitere Suchmaschinen, um die wir SEOs uns kümmern können.

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Fabian Auler
Fabian Auler ist Gründer der Agentur Farbentour Online Marketing GmbH. Er ist Fachautor beim Springer Gabler Verlag und veröffentlicht regelmäßig Fachartikel in Online-Publikationen. Zudem ist er Referent auf verschiedenen Fachkonferenzen wie dem Digital Bash, den SCM Praxistagen, der Content World und der SEO Campixx.

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